EINFACH DEUTSCH: Wer war Franz Kafka?

Michael Kumpfmüller schreibt seinen Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ im Jahr 2011. Der Roman über die letzten Lebensjahre des Prager Schriftstellers Franz Kafka und seine Liebe zur 15 Jahre jüngeren, aus Polen stammenden Ostjüdin Dora Diamant ist heute ein Bestseller. Der Roman wurde in 24 Sprachen übersetzt und stand auf der Shortlist des Wilhelm-Raabe-Preises. Nicht zuletzt dem großen Interesse am Jubiläum von Kafkas 100. Todesjahr ist es zu verdanken, dass Kumpfmüllers Roman 2024 eine multimedial vielfältig aufbereitete Wiederentdeckung erfährt und auf diese Weise erneut ins Blickfeld der literarischen Öffentlichkeit gerät. Insbesondere die deutsch-österreichische Verfilmung des Romans durch Georg Maas und Judith Kaufmann mit Sabin Tambrea als Franz Kafka und Henriette Confurius als Dora Diamant verhalf dem Werk zu großer Bekanntheit und weitverbreiteter Würdigung. Binnen weniger Wochen war der Film an der Spitze der Arthouse-Kinocharts. Angesichts dieses großen Erfolgs des Romans ist es umso erstaunlicher, dass der Text bisher kaum für den Deutschunterricht erschlossen wurde.


Das im Roman porträtierte Bild eines charmanten, humorvollen, Liebe und Leben zugewandten Franz Kafka bricht mit tradierten, meist düster gezeichneten Kafka-Bildern der Literaturwissenschaft und ist deshalb im Jubiläumsjahr willkommener Anlass, die Frage: ‚Wer war Franz Kafka?‘ im Deutschunterricht neu zu stellen. Gerade der Literaturunterricht der gymnasialen Oberstufe leistet bei vielen jungen Menschen aufgrund der einseitig autobiographischen Auslegung von Kafkas Texten einer Stigmatisierung des Autors Vorschub, die oftmals auch im Leben nach der Schule weiterhin Bestand hat. Die Beschäftigung mit dem Roman kann somit helfen, das auch in der Deutschdidaktik noch immer weitverbreitete Zerrbild Kafkas zu korrigieren.